Auf Wunsch der Deutschen Botschaft Athen entwickelte die Tänzerin Ulrike von der Linden gemeinsam mit Beate Ramisch den etwa 70-minütigen Einakter "Ο Χρονος – Die Zeit", dessen Premiere am 03. August 2013 auf der Insel Samos von einem deutsch-griechischen Publikum mit Begeisterung aufgenommen wurde. Das Stück beschreibt das Werden und Vergehen eines menschlichen Daseins vor dem Hintergrund der ewig fließenden Zeit, dargestellt in Form der vier Jahreszeiten, welche als Symbol der Lebensabschnitte von der Kindheit und Jugend bis hin zu Alter und Tod zu verstehen sind. Der moderne Ausdruckstanz bildet dabei das Medium, in dem Ulrike von der Linden in einer Mischung aus Bewegung, Gestik und Mimik das gesamte menschliche Erlebensspektrum verkörpert: vom Mutterleib und vom unbeschwerten kindlichen Spiel über die Leidenschaft der Jugend hin zum allmählichen Prozess des Loslassens und der Reife im Alter, an dessen Ende jedoch nicht nur der Tod steht, sondern genau wie beim Werden und Vergehen in der Natur bereits der Keim zu neuem Leben enthalten ist.
Beate Ramisch gestaltet dabei den musikalischen Rahmen des Stücks, indem sie sämtliche ihr zur Verfügung stehenden Register zieht. Diese reichen von improvisatorischem Percussionspiel über klassische Klavierstücke hin zu deutschen und griechischen Chansons, Bluesimprovisation und unbegleiteter Gesangsrezitation. Die Musik fängt dabei entweder die tänzerisch dargestellte Stimmung ein oder bildet die Überleitung zwischen den Stationen des Lebens. Gelungen ist den beiden Künstlerinnen ein ungemein abwechslungsreiches, vielschichtiges und in sich geschlossenes Werk, das nichts Geringeres zum Ausdruck hat als den Prozess des Lebens an sich, ausgelotet in all seiner philosophischen Tiefe und spirituellen Dimension. Auf sinnliche Art erfährt der Zuschauer etwas über seine eigene Vergänglichkeit und die Lust, welche allen Phasen des Lebens innewohnt. "Ο Χρονος – Die Zeit" ist eine zutiefst bejahende Hommage an das Leben, die das Publikum im Innersten zu berühren vermag.
Das Stück erlebte am 30. November 2013 eine erfolgreiche Wiederaufführung in Detmold, wobei der musikalische Teil um eine griechische Bouzouki erweitert wurde, gespielt von Sakis Karatzovalis. Das eindrucksvolle Bühnenbild im Hangar 21 wurde mitgestaltet durch ein Werk der Künstlerin Heide Haike, welches sich ebenfalls mit dem ewigen Fluss des Lebens auseinandersetzt.
Die dritte Aufführung von "Ο Χρονος – Die Zeit" fand am 21. März 2014 in den Ufer-Studios in Berlin statt.